Donnerstag, 14. Oktober 2010

Cochabamba, die Stadt des Essens

Kulinarisch betrachtet schwimme ich in einem Paradies. An jeder Ecke verkauft eine Cholita ihre Leckereien. Mir wurde gesagt, dass es über den Tag hinweg fünfzig verschiedene traditionelle Gerichte gibt. Ja die Erfahrung musste ich schon recht früh machen, dass es diese leckeren Salteñas (Teigmantel gefüllt mit Fleischsoße, gibt es auch in scharf oder vegetarisch mit Ei) standardgemäß nur am Morgen gibt. Da ich aber am Vormittag immer im Init K’anchay arbeite, komme ich an diesen tollen Ständen in der Stadt nicht vorbei. Mich trieb schon die Angst, dass ich sie wohl so schnell nicht probieren dürfte. Mittlerweile habe ich schon mehrere gegessen und zudem rausgefunden, dass es auch versteckt Läden gibt, die die auch noch am Nachmittag verkaufen. Frisch gepressten Orangensaft gibt es zu jeder Tageszeit, dafür Biskuit mit Crememantel nur zum Frühstück. Am Nachmittag findet mensch dann vornehmlich Stände mit Nüssen und Samen, Popcorn (so wie in Europa oder auf bolivianisch –wer sich erinnert: es sind die von meiner Block-Party, hier bloß in allen Größen und Formen), Refrescos aus den verschiedensten Früchten, kleingeschnittene Ananas, Empanadas, Eis.

Natürlich wollen die Bolivianer zum Mittag auch richtig etwas essen. Hier fängt der Spaß erst an: Es gibt so viele verschiedene platos, dass ich sie bereits noch nicht einmal alle kenne. Wann immer ich mich mit Bolivianern über ihre Küche unterhalte, was erstaunlich oft und mit einer immer wiederkehrenden Begeisterung ihrerseits vorkommt, dann höre ich mir stets neue Gerichte an, die ich ausprobieren muss. All diese können nun zum Mittag an den verschiedensten Orten genossen werden. Grundsätzlich besteht das traditionelle Essen aus Fleisch mit Kartoffeln und Reis oder Nudeln, Gemüse wird z.T. auch dazugereicht. Die scharfe und sehr leckere Soße Llajua steht immer aufm Tisch. Diese Kombination findet mensch genauso in Suppen wieder. Das wirklich spannende und abwechslungsreiche befindet sich in der Zubereitung und dem Fleisch. Nach einer traditionellen Kochart wird Fleisch und Kartoffel im Erdboden über Nacht auf Kohlen gekocht: Pampaku z.B. Auch verschiedenste Soßen wirbeln die Dinge ein wenig auf: Sehr oft wird Hühnchen zum Kochen verwendet, in Kombination mit Kartoffeln und Reis bzw. Nudeln. Doch picante de pollo (übrigends sehr lecker) schmeckt ganz anders als plato pollo. Ersteres wir mit einer leckeren Chillie-Knoblauchsoße überzogen. Beim Zweiteren wird das Fleisch mehr oder weniger auf einem Grill frittiert.

Die Auswahl erscheint unendlich! Denn in Bolivien wird vom Tier alles verwertet. Wo die deutschen Lebensmittelkultur lieber nichts von wissen will, wird hier als ganz klassisches Essen propagiert. Sopa de lengua (Suppe der Zunge) heißt so, weil sie mit Kuhzunge zubereitet wird, das Fleisch schwimmt dann natürlich auch in der bestellten Schüssel. Füße, Köpfe, Augen, Bauch, Euter, Wirbelsäule, Rippen, Nacken und was weiß ich nicht noch, was es alles am Tier zu verwerten gibt, kann hier offensichtlichst aufm Markt gekauft werden oder in schon klassischen Gerichten probiert werden. Weggeschmissen wird hier wirklich nichts. Die deutsche Lebensmittelindustrie wirft auch nichts weg, vermarktet dies nur wesentlich versteckter in zum Beispiel leckeren, tiefgefrorenen Chicken-Nuggets, Fischstäbchen, bereits panierten Schnitzeln oder für Tierfutter. Doch auf dem Teller liegt am Ende irgendwie immer ein Filet oder ähnliches. Ein Hühnerkopf sollte aber eher nicht in der Suppe schwimmen.

Zum Abend hin ändert sich die Szenerie nur ein wenig: Die Saftstände werden durch Hamburguesa-Stände ausgetauscht, Grills platzen vor Fleisch bald über, als auch vor Leuten. Ich merke dabei immer, wie sehr die Cochabambinos ihr Essen mögen. Nicht nur zum Mittag wird ordentlich etwas verputzt, nein auch am Abend -in den altgewohnten Kombinationen. Hunger muss ich hier wirklich nicht leiden, da es zum einen überall etwas zu Essen gibt und zum anderen die Preise eher verwundern sollten. Eine riesige Mahlzeit (reicht bei normalem Hunger für zwei Personen) kostet in der Universität zum Beispiel gerade einmal 10 Bolivianos (ca. 1€). Wer nicht ganz so lecker essen möchte, bekommt die gleichen Gerichte auch noch günstiger zu kaufen, was dann z.T. bis unter 5 Bs geht.

Ein weiterer Verführender Faktor ist, dass einem das Essen oft herangetragen wird. Oft gibt es, vor allem nachts, Cholitas, die mit ihrem Bachladen rumkommen und ihre Leckereien anbieten. Tagsüber treten diese auch in den Bus ein, vor allem auf der Cancha. Eis-, Refrescosverkäufer und vieles mehr stromern zudem auch durch die Stadt.

Meine Mentorinnen hatten recht: Cochabamba ist die Oase des Essens.

2 Kommentare:

  1. Hi Henry,

    lese unheimlich gerne deinen Block und bekomme gerade richtig Hunger wenn ich an die ganzen Leckereien aus Cochabamba denke ;-)
    Lass es dir gutgehen und genieße deine Zeit!
    Viele liebe Grüße,
    Anni

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  2. Henry! Pensaba viajar en enero/febrero. Tal vez nos podemos encontrar en Perú ya a finales de diciembre para celebrar nuevo año en Cuzco/Machu Picchu y de ahí, vamos al Salar de Uyuní y tal? No sé... una amiga mía también quiere viajar en enero, pero quiere venir al Ecuador, para de acá bajar hacia el sur. No puedes viajar hasta finales de enero? Hasta luego!

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