Montag, 14. Februar 2011

Peru I


Insgesamt stehen mir vier Wochen Urlaub zu, von denen ich zwei in den ersten beiden Januarwochen nehmen musste, da in diesem Zeitraum die Fundación schließt. Nach mehreren unvorhergesehenen Planänderungen hieß es schlussendlich, dass ich in den zwei Wochen einen Freundin Flor, die ich aus Cochabamba kenne und hier auch Tourismus studiert in ihrem Heimatort in Peru besuchen fahren werde. Aus der Idee, dass ich vorher mit Mia zum Salar von Uyuni fahre, mussten wir leider vergessen, da sie kurzfristig doch kein Urlaub bekam. Flor schrieb mir kurz vor meiner Abreise, dass sie nicht genügend Geld haben wird, um mit mir ein wenig durch Peru zu reisen. Nichts desto trotz setzte ich mich in den Bus, ihr Geburtsort bot auch einige Ausflugsziele und zumindest wollten wir dann zu ihrer Oma aufs Dorf fahren.

Flüge innerhalb Lateinamerikas fallen unglaublich teuer aus und übersteigen Fahrtkosten per Bus ca. um das Dreifache. Billigflieger wie in Europa gibt es nicht. Zugverbindungen ebenso, bis auf einige wenige Strecken. Deswegen reisen die Menschen immer per Reisebus, wodurch deren Infrastruktur sehr dicht ausgebaut ist. Bis in die kleinsten 100-Seelen-Dörfer kann mensch per Reisebus fahren. Flor schrieb mir also eine Email mit der genauen Reiseverbindung und allen wichtigen Details, die ich wissen musste, um gut, sicher und relativ günstig anzukommen. Sie selbst war schon über den Jahreswechsel hingefahren.

auf dem Weg zur Grenze
Am 2.Januar setzte ich mich also nachts in den ersten Bus nach La Paz, der am Morgen in der eiskalten Talstadt ankam. Von dort fuhr ich mit einem Taxi zum nächsten Busunternehmen, welches mich in einem klapprigen Gefährt innerhalb von zwei Stunden zur Grenze brächte. Der Taxifahrer wollte mich gewohntermaßen fünf 5Bs mehr zahlen lassen, als den normalen Höchstpreis, den mir Flor auch in dem Brief schrieb. Nach kurzer Diskussion konnte ich durch die ausgedruckte Wegbeschreibung den Preis senken. Vorbei am Titicacasee kamen wir in der Grenzstadt Desagaudero an, wo ich mich in für lateinamerikanische Verhältnisse geordneten Büros anstellte und meine Visastempel ausgestellt bekam.

Titicacasee
Auch der nächste Taxifahrer wollte mir ein Soles mehr für den Weg abnehmen, da ich spät dran war und kein Ahnung hatte, wie viel das überhaupt wert ist, fuhren wir einfach los. Leider gab es in dem mir empfohlenen Unternehmen keine Sitzplätze mehr, weswegen ich eine Tür weiter fragte. Die Einreise hatte etwas länger gedauert, als erhofft, weswegen ich nur noch den etwas späteren Bus nehmen konnte. 30 Soles sollte mich der Spaß kosten. Also fünf mehr als Flor es mir geschrieben hatte, doch es war schließlich eine andere Firma und die Preise schwanken auch gerne einmal. Das Büro befand sich in einer Garage, in der ein Tisch zum Abkassieren und im Hintergrunde zwei Bänke an die Wand gestellt wurden, wo ich Platz nahm. Nachdem mich ein wildfremder Vorbeilaufender Mann mich angesprochen hatte und ihr während unseres Plausches immer wieder Hörte, dass die gleichen Fahrkarten an Einheimische für 25 Soles angeboten wurden, sprach ich den Verkäufer daraufhin an. Erstaunt versuchte er mir zu erklären, dass die vordersten vier Sitze mehr kosten würden. Da weiter hinten noch Platz war, ging ich auf seine Lüge ein und sagte ihm, dass ich dann nach hinten wechselte, um möglichst günstig zu reisen. Er gab mir einfach meine fünf Soles wieder und verschwand mit gesenktem Blick. 

Auf dem nach Moquegua
Los ging es durch das Hochland. Wir stiegen auf Höhen an, von wo die normalen Wolken zum Anfassen nah waren. Nur in wenigen Tälern konnten wir Pflanzen sehen, ansonsten die reinste Dürre, durch die wir bretterten. Unterwegs mussten wir anhalten, da ein Motorproblem gelöst werden musste. Im Nirgendwo ging ich wie alle anderen auch ersteinmal auf Klo. Schön ist immer wieder zu beobachten, wie die Menschen ihre Ideen und Lösungsvorschläge oder aber auch einfach nur Beschwerden in ihren Bart brubbeln und den Busfahrern im Weg stehen. Leider kam ich dadurch zu spät in Moquegua an. Es gab keine Fahrkarten mehr, die mich nach Lima noch am gleichen Abend brächten. Am folgenden Tag sollte es weitergehen. Problematisch wurde jetzt nur, dass ich für die Fahrkarte sehr viel ausgab, was aber preislich stimmt, und ich nur noch wenige Soles übrig hatte. Doch musste ich noch eine Unterkunft sowie Essen o.ä. für den nächsten Tag kaufen. Doch in solch einer Kleinstadt steht der nächste Bankautomat nicht in der nächsten Ecke, zudem hört sich mensch auch gerne mal Wegbeschreibungen von Leuten an, die es selber eigentlich gar nicht wissen. Somit durchlief ich in meiner Suche die bereits die halbe Stadt. Ich fand ein Hostal und ging auf dem Markt Essen. Dort gab es mehrere überfüllte Stände, die etwas Warmes anboten. Ich sagte in meiner Unwissenheit, dass ich das gleiche wie die Dame neben mir haben möchte. Den Preis von einem Soles für diesen Milchreis (nur aus anderen Zutaten hergestellt) fand ich auch danach raus. Am nächsten Morgen spazierte ich durch die Stadt, genoss die Aussicht von der Christusstatue und stieg um 5 in den Bus. 
Moquegua
Dieser hielt nachts vor einem Restaurant an, wo uns allen kostenlos (steckt also im Fahrtpreis mit drin) ein leckeres Abendbrot serviert wurde. Frühstück gab es dann aber im Bus. In Lima zog mich der Taxifahrer ab, indem er mir auch Flors angegebenen Preis sagte, mich aber nur um ein paar Häuserblocks fuhr, da dort auch ein Büro des Busunternehmens ist. Da liefe ich in 5 Minuten selber hin. Um die Hauptstadt ein wenig kennen zu lernen, lief ich eine Hauptstraße runter und wieder zurück. Doch zu dem dreckigen Fleck Erde komme ich noch später. Im Bus wurde mir zum Mittagessen Hühnchen serviert, welches sehr schwer im Magen lag, als wir uns erneut durchs Gebirge schraubten und an atemberaubenden Dörfer vorbeirauschten, die offensichtlich einzig von ihren Bergstollen lebten. In Huancayo suchte ich dann mit Flor eine Unterkunft für mich, die sogar ganz groß ausschrieb, dass es warmes Wasser in den Duschen gäbe. Welch eine Lüge. Durch die Regensaison funktioniert keine recht fortschrittliche Wasseranlage, die sich durch Sonnenstrahlen aufgewärmt wird. Doch nach vier Tagen Reise gefällt mir auch eine eiskalte Dusche. Zusammen mit ihren Eltern tranken wir noch einen Kaffee und wir beide gingen danach noch in eine Bar, wo wir direkt etwas Typisches aus Huancayo probierten. Da die Stadt so weit oben liegt, ist es dort die meiste Zeit über recht kalt. Dementsprechend gefällt den Menschen ein kühles Blondes eher weniger, dafür aber aufgewärmte Mischgetränke, die aus einem Likör und irgendwelchen Säften, Brausen und refrescos bestehen.

Auf dem Weg nach Huancayo

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