Alle guten Dinge sind drei, doch vielleicht können wir es dieses Mal bei zwei belassen. Am Mittwoch trank ich mit Orlando bei ihm zu Hause einen Kaffee und tauschten Musik aus -ein wunderschöner Abend. Zuvor hatte ich mich just mit Johannes darüber unterhalten, natürlich auf Spanisch, dass es ein wenig komisch wirkt, wie uns immer wieder zu fast allen Gebieten Boliviens gesagt wird, dass es peligroso (gefährlich) sei. Ob das nun in der Innenstadt oder im Rand Cochabambas sei, immer sei es nicht sicher. Wir schlossen daraus einfach, dass die Kriminalität eine andere Rolle im täglichen Leben spielt und so oder so alles gefährlich ist. Weswegen wir uns immer vorsehen müssen.
Nachts durch die Straßen laufen ist riskant, weil mensch hier ausgeraubt, überfallen und belästigt werden kann. Also folgt die logische Schlussfolgerung mit Trufi oder Taxi zu fahren. Doch wie wir aus meinen Erfahrungen gelernt haben, ist das auch nicht Gottes Segen. Bei Taxis muss auch Vorsicht gewaltet werden, denn es fahren auch sogenannte falsche Taxis durch die Stadt, die einen dann direkt zum nächsten Bankautomaten, nach Hause oder woandershin bringen. Was bleibt nun übrig, wenn alle Varianten mit einem gewissen Risiko beladen sind? Vorsicht walten lassen? Doch die hilft auch nicht immer, wie wir an meinem Beispiel sehen werden.
Ich verlasse gegen 10.30 Uhr das Haus von Orlando, verabschiede mich an der Hauseingangstür bei dem Sicherheitsdienst und mach mir Musik an, um meine Freude über den Abend aufrecht zu erhalten. Mit Musik läuft es sich einfach angenehmer nach Hause. In aller Freude zieh ich meine Spur durch die Straße. An der Ecke, wo ich abbiegen möchte, kommen mir im Schatten des Baumes zwei Männer just um dieselbe entgegen. Als wir uns sofort auf gleicher Höhe befanden, drehte sich der eine Mann zu mir, als ob er mich nach etwas fragen möchte. Im selben Moment merkte ich, dass hier etwas nicht stimmt, dass die beiden nichts Schönes wollen. Intuitiv setzte ich an, um loszurennen. Sah auch das Messer in seiner Hand. In meinem Körper schreit alles Alarmstufe Rot, allmögliche Hormone initiieren sich selbst. So stell ich mir eine Drogeninjektion vor: auf Knopfdruck verändert sich jegliches Gefühl, der ganze Körperzustand. Damit aber niemand wegrennen kann, sind es ja schließlich zwei. Beide drückten mir ihre Messer in die Brust und kommandierten wild herum. Natürlich kannte ich die Idee, dass mensch in solchen Situation vollkommen ruhig und kooperativ bleibt, um sich so gut wie möglich zu schützen. Doch hatte ich viel zu viel Angst, um auch nur annähernd logisch denken zu können. Mit zwei Messer gegen die Wand gedrückt bedienten sie sich sofort an meiner Hosentasche. Mein Geld hatte ich jedoch in der anderen, die mit meiner Seite an der Wand klebte. Somit fanden sie mein altes, fast nicht mehr funktionierendes Handy, mein MP3-Player und Schlüssel. Beim Wegrennen sog mir einer noch ein Stück Papier aus der hinteren Tasche. Mit einer dreifachen Überdosis Adrenalin rannte ich zurück zu Orlandos Haus, doch leider war der Sicherheitsdienst nicht mehr zu sehen. Auch durch wahlloses Klingel zeigte er keinen Pieps von sich. Irgendwann gab ich auf und rannte zu mir nach Hause. Orlando konnte ich schließlich nicht anrufen, da mir gerade mein Handy abgenommen wurde, leider auch mein Schlüssel. Weswegen ich Doña Miriam aufwecken musste, damit sie mir aufmacht und den Ersatzschlüssel für mein Zimmer gibt, den sie zum Glück noch hatte. Mit einer zweistündigen Verzögerung landete ich endlich in meinem Bett und durfte die Luft Cochabambas noch lange weiter genießen. Bis sich mein Adrenalinspiegel soweit abgesenkt hatte, dass ich schlafen konnte. Doch zunächst klebte ich noch Zettel an die Türen meiner Mitbewohner, dass sich mich am nächsten Morgen wecken sollen. Das hatte sonst immer mein Handy übernommen.
Klar habe ich jetzt danach etliche Ersetzungen zu besorgen, doch was mich viel mehr beschäftigt, ist was ich für Konsequenzen daraus ziehen soll. Als ich mich im Nachhinein mit meinen Freunden darüber unterhalten habe, hörte ich von jedem mindestens auch ein Geschichte über den eigenen Raubüberfall. So schlimm sich das auch sagen lässt, gehört Diebstahl oder alles was unter dem Ausdruck, dass es gefährlich sein, zusammengefasst wird zu dem Leben hier dazu, vor allem wenn mensch mit seiner weißen Hautfarbe hervorsticht.
Hola Henry!
AntwortenLöschenQue mala suerto con el asalto!
Hablé con unas personas justamente de este asunto. Uno me contó que cuando lo asaltaron, sacó su navaja y el ladrón se escapó, otro dijo que simplemente había dicho que no hablaba español, entonces no entendía "dame todo tu dinero!". Para que tengas unas ideas cuando te vuelva a pasar esto...
Saludos!
(Te mandaré un correo respecto al viaje.)
Oh man, in dieser Hinsicht hatte ich bisher immer Glück, wurde kein einziges Mal bedroht oder ausgeraubt...und ich muss sagen, dass ich auch kein wirkliches Interesse an dieser Erfahrung habe.
AntwortenLöschenIch denke es ist teil des Alltages, aber es gibt einfach auch genügend Schutzmechanismen oder Dinge, die man lassen oder auch unterlassen kann. Ich selbst bin nie mit Musik durch die Gegend gelaufen, einfach weil ich lieber hören wollte, was alles um mich herum passiert.
Saludos desde Berlin
Da soll mal einer erzählen, Berlin sei gefährlich...na gut, alles ist relativ...
AntwortenLöschen..aber wenigstens bist du körperlich heil aus der Situation wieder herausgekommen!
Take care!